++***++ Fuchsien-Zucht - eine Versuchung, die schon so manchen Pflanzenfreund begeistert hat. ++***++

Fuchsien-Züchtung

Gedanken zum Thema Hybridisierung, Aufzucht und Registrierung

Wer von den passionierten Fuchsienfreunden hat nicht schon einmal davon geträumt sich als Fuchsienzüchter zu betätigen und eine neue Sorte zu schaffen. Wenn Sie sich mit dem Thema ernsthaft beschäftigen wollen, dann ist es notwendig einiges zu beachten und sich ein klares Zucht-Konzept zu erstellen.

Vielleicht ergibt sich für Sie ja auch mal die Möglichkeit einem etablierten Züchter bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. 

Vorwort

Im Verlauf der letzten Jahre sind viele Fuchsienneuzüchtungen auf den Markt gekommen. Wenn man als Pflanzenfreund die x-te Variante einer rot-blauen großblumigen Züchtung vor die Nase gesetzt bekommt, dann verliert man selbst als Fuchsienfreund rasch das Interesse an Neuzüchtungen. 

Nicht zuletzt sind es natürlich die Gartenfreunde und Liebhaber, die einer Sorte zum Erfolg verhelfen und damit gsd auch einwenig den Markt regulieren. Einige der etablierten Züchter haben deshalb auch neue Wege eingeschlagen und im Moment zeichnen sich hier eine Reihe von interessanten Trends am Fuchsienhorizont ab. Die Gallmückenseuche wird hier sicherlich auch noch ein Wörtchen mitzureden haben. Denn in Kalifornien versucht man sehr intensiv an neue gallmückenresistente Neuzüchtungen heranzukommen.

Das, was auf diesem Sektor fehlt sind sogenannte Popularity Polls wie sie bei anderen Pflanzenarten durchgeführt werden. Es erleichtert nicht nur Einsteigern die Sortenwahl, sondern gibt auch ein wenig Auskunft darüber, ob eine Sorte bei den Pflanzenfreunden ankommt oder nicht. Diverse Sortenempfehlungen aus dritter Hand erweisen sich in den seltensten Fällen als Zugewinn.

Wenn Sie auch Fuchsienwildarten mit ins Programm aufnehmen, dann sollten sie sich auch drüber informieren, ob sie genetisch kompatibel sind. Die Basisgametenzahl bei Fuchsien beträgt n=11 - es sind aber auch Vielfache davon bekannt. Mit diesen Unterschieden tun sich für den Fuchsienzüchter natürlich bei Kreuzungsversuchen innerhalb unterschiedlicher Levels einige Hürden auf. Diese durch Chromosomenanalyse ermittelten Zahlenwerte sind auch für den Amateur zugänglich und leicht aus den einschlägigen Pflanzen-Datenbanken auszuheben.

Einige der Züchter behelfen sich bei Inkompatibilitäten auch damit, das sie versuchen durch Inhibierung der Zellteilung mit Colchizin die ursprüngliche Chromosomenzahl zu vervielfachen. 

Sortenwahl für die Züchtung

Dieses Thema bereitet sogar eingefleischten Züchtern meist Kopfzerbrechen. Wenn Sie sich gerade Mal nur als Bienchen betätigen wollen, dann wird die Sortenwahl sicherlich keine große Angelegenheit sein. Wenn Sie sich jedoch mit dem Gedanken tragen, was Neues sinnvolles zu schaffen, dann bietet das Genom der Fuchsien hier sicherlich noch einiges an Möglichkeiten. 

Selektionskriterien sind hier meist Blütenfarben und Form, Blattwerk oder irgenwelche auffallenden Merkmale (Weiße Fliegen-Resistenz oder Gallmückenresistenz).

Vorbereitungen und Zeitpunkt

Grundsätzlich können Fuchsien während der gesamten Vegetationsperiode hinweg bestäubt werden. Mitunter spielen aber neben genetischen Inkompatibilitäten auch innere Zustände der Pflanze - wie z.B. Temperaturstress und damit verbunden die Fertilität zum Zeitpunkt der Bestäubung selbst  - eine wesentliche Rolle, ob Kreuzungsversuche erfolgreich sind oder nicht. 

Separieren Sie Pflanzen, die sie für die Zucht verwenden wollen von ihrem restlichen Pflanzenbestand. Saatgutfirmen bringen sie meist in insektensterile Räumlichkeiten, um fremdes Crosshybridizing oder Selbstbestäubung zu verhindern. Sobald sich später die ersten Beeren auf den Pflanzen entwickeln, wird die Blühfreudigkeit ohnehin abnehmen und die Pflanze in einer Gruppe aus dem Rahmen fallen. Sorgen Sie für eine ausreichende Düngung und Feuchtigkeitsversorgung vor und während der Zeit Ihrer Bestäubungsaktivitäten. Das sichert letztlich auch den Erfolg Ihrer Bemühungen.

Durchführung

Pflanzenzüchter entwickeln im Laufe der Zeit ihre eigenen Techniken zur Bestäubung und warten meist nicht bis sich auf der Mutterpflanze die Blüte von selbst öffnet und für eine Kreuzung bereit ist. Sie öffnen zeitgerecht vorab die Blüte der Mutter, entfernen die noch geschlossenen Pollenbeutel und decken die Narbe zum Schutz vor Fremdbestäubung ab.  Für den Fall, dass sie es einfach Mal so probieren wollen, sind diese Maßnahmen nicht wichtig.  Sobald die Pollenbeutel des anderen Elternteils aufplatzen und die weißen pudrigen Pollenfäden freigesetzt werden, ist es an der Zeit diesen auf der Narbe der Mutterpflanze aufzubringen. Sieht die Narbe einwenig glasig aus oder findet sich durch Insektenflug  bereits Pollen darauf, haben sie die Chance verpasst. Für gezieltes Kreuzen ist also neben etwas Basiswissen auch einwenig Fingerspitzengefühl notwendig, um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. 

Der Transfer des Pollens kann auf verschiedene Art und Weise durchgeführt werden - mit einem Pinsel, uneleganter Weise mit den Fingern, durch Entfernen einer pollengefüllten Anthere aus der Spenderpflanze mit einer flachen Pinzette oder einfach durch einen Streifen Schmiergelpapier.

War die Bestäubung erfolgreich, so wird in den nächsten Tagen und Wochen nur der abgetrocknete Blütenteil abfallen und sich eine Fruchtkörper mit den Samen entwickeln.

Es empfielt sich auch kleine Papieranhänger mit den Namen der Eltern dranzuhängen. Das erleichtert Ihnen später die Identifikation und die Verfolgung der Abstammung.

Hinweis: Auch wenn Früchte angesetzt werden, so ist dies noch lange keine Garantie dafür, dass die Beere auch Samen enthält.

Samenernte

Der Fruchtknoten soferne er nicht abfällt, wird also nach einer erfolgreichen Bestäubung an Volumen merklich zulegen und sich kurz vor der Reife durch Bildung von Farbstoffen rotviolett bis violettschwarz verfärben (je nach Sorte und Art). Bevor die Früchte jedoch einzutrocknen oder gar zu faulen beginnen, sollten sie an die Samenernte denken. Diese finden sich anders als bei vielen uns bekannten Gartenpflanzen eingebettet im Fruchtfleisch. Schneiden Sie die Früchte vorsichtig längsseitig auf und lassen sie diese auf einer Küchenrolle oder einem anderen flüssigkeitsaufsaugenden Material eintrocknen. Wenn sie Glück haben finden sich kleine bräunlich aussehende Samen vor (bei Hybriden-Formen wenige - bei Wildformen wie etwa F. boliviana viele). Lassen Sie sie trocknen und verwahren Sie sie bis zur Aussaat an einem kühlen Ort. Die feinen Samen sind sehr kurzlebig!


Aufzucht

siehe Vermehrung durch Samen


Selektion

Aus Samen gezogene Pflanzen blühen bereits - soferne sie den Jungpflanzen eine zügige Kultur ermöglichen - nach wenigen Monaten. Das ermöglicht Ihnen innerhalb einer kurzen Zeitspanne schon einmal eine Vorauswahl aus Ihrem erhaltenen Hybridenmaterial zu treffen - sprich welche Pflanzen sie für verfolgenswert oder für selektionswürdig halten. Dabei sollten Sie als Maßstab Ihre vorab erstellten Zuchtkriterien anwenden. In der Regel sind nur wenige bis garkeine darunter. Für eine endgültige Selektion ist es sicherlich noch zu früh.

Evaluierung

Spätestes in der nachfolgenden Saison sollten sie eine Auswahl treffen, sonst wird ihr Winterquartier bei weiteren Zuchtaktivitäten bald aus allen Nähten platzen. Am Anfang einer Züchterlaufbahn ist man geneigt alles was irgendwie anders aussieht auch zu behalten (Euphorie und Selbstüberschätzung). Doch spätestens nach einigen Saisonen werden sie Ihr Werk kritischer beurteilen und so manche Pflanze an Freunde verschenken oder einfach aus dem Bestand eliminieren. Sollte bei Ihren Zuchtbemühungen was Besonderes herauskommen, dann besteht in den nächsten Jahren die Möglichkeit sie Pflanzenfreunden und Fachpublikum vorzuführen. Für eine Registrierung sollten mindestens 4 Gartensaisonen vergangen sein. Dann können Sie auch sichere Aussagen zu Blühverhalten, Krankheitsresistenz und anderen Pflanzeneigenschaften machen. 

Die Fuchsienendverbraucher werden Ihnen danken, wenn sie nicht als Versuchskaninchen herhalten müssen!

Registrierung

Die Registrierung selbst ist nach altem Schema ein eher formloses Prozedere. Auch wenn neben dem Namen noch einige andere Daten miterhoben werden, so sichert es Ihnen maximo einen Unikatsnamen in einer Datenbank. Anders ist dies mit der neuen Fotoregistrierung der BFS, die begrüßenswert ist. Denn im Prinzip können sie Hunz und Kunz registrieren lassen - die Frage ist nur, ob das Sinn macht.  Mehr zum Thema finden sie unter Wissenwertes.


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